Prepare for Take-Off

An Flughäfen rund um die Welt wird gebaut. Doch wie sieht eine Baustelle zwischen startenden und landenden Flugzeugen aus? Ein Team der Eberhard Bau AG saniert am Flughafen Zürich einen Rollweg, ohne dabei den laufenden Flugbetrieb zu stören.

Langsam rollt der Airbus A340-300 auf der Rollwegumleitung um die Baustelle «Teilsanierung TWY Echo» am Flughafen Zürich. Dann nähert sich das Flugzeug der Startbahn 16/34, beschleunigt, wird immer schneller, die Triebwerke dröhnen, der Boden bebt … und wenige Sekunden später ist es in der Luft. Mehrmals täglich kann das Team der Eberhard Bau AG diesen Vorgang beobachten. Ihr Auftrag: die Erneuerung eines Abschnitts des Rollwegs «Echo» auf dem Flughafen Zürich.

Wir sind wie auf einer Insel im Flughafen Zürich

Tobias Kneuer
Bauführer Eberhard Bau AG

Erklärt Tobias Kneuer, Bauführer bei der Eberhard Bau AG. Die Arbeiten mitten im Flughafen Zürich können tagsüber ausgeführt werden. Doch oberste Priorität hat immer der laufende Flughafenbetrieb, ergänzt er.

Der Belag und die Fundationsschicht des 565 Meter langen und 18 Meter breiten Rollwegs sind in die Jahre gekommen. Das Eberhard-Team wird diese nun rückbauen. «Wir bauen rund 3‘750 m3 Beton und 7’800 m3 bestehende Fundationsschicht aus und führen das Material dem Baustoffkreislauf zu», erklärt der Bauführer, der seit 18 Jahren auf dem Beruf arbeitet. Anschliessend soll sein Team einen neuen Aufbau mit Bodenstabilisierung und Drainage-Schichten sowie den Einbau einer zementgebundenen Fundationsschicht ausführen.

Teil der Flughafengeschichte

Die Eberhard Bau AG verbindet eine lange Geschichte mit dem Flughafen in Zürich – bis hin zur Gründung des Unternehmens. Nach dem zweiten Weltkrieg führten die Gebrüder Eberhard einen Bauernhof auf dem Areal des heutigen Flughafens. Infolge des Pistenausbaus musste der Bauernhof in den 50er-Jahren abgebrochen werden. Die Gebrüder Eberhard machten das Beste daraus: sie gründeten ein Bagger- und Traxunternehmen und sicherten sich 1958 mit dem Aushub der Halle 2 der Flughafenwerft einen grossen Auftrag. «Seit 1972 stammt jedes Jahr ein kleiner oder grosser Anteil der Aufträge vom Flughafen», sagt Bauführer Tobias Kneuer. Die gesammelte Erfahrung ist für die Eberhard Bau AG ein Vorteil. Denn die Bauarbeit auf dem Flughafen erfordert eine sorgfältige Planung, Vorbereitung und Koordination. «Nur so sind Bauarbeiten möglich, ohne den laufenden Flugbetrieb zu stören», erklärt der Bauführer.

Eine Frage des Timings

Das bedeutet: Bereits in der Arbeitsvorbereitung werden Taktpläne, Berechnungen der Maschinenleistung und Fahrzeiten unter Berücksichtigung von Zeitverlusten wie Kontrollen bei den Zutrittstoren oder Wartezeiten bei Rollwegüberquerungen erstellt. Gewisse Arbeiten können tagsüber zu bestimmten Zeiten durchgeführt werden, andere nur nachts. Polier Adrian Schellenberg ist seit 10 Jahren bei der Eberhard Bau AG und mit den Herausforderungen bestens vertraut. «Timing ist alles», sagt er. Der Zeitdruck sei jeweils sehr gross, aber wenn die Planung und Logistik stimmt, sei das kein Problem.

Adrian Schellenberg ist einer von vier bis 10 Personen, die an der Erneuerung des Rollwegs «Echo» arbeiten. Im Team sind Maschinisten (Bagger, Bulldozer, Bodenfräse, Pneulader), Bauarbeiter, die Handarbeiten erledigen, und LKW-Chauffeure, die die Zu- und Abfuhren bewältigen, gleichermassen vertreten. Sie alle sind mit Schutzhelmen ausgestattet und wurden für die speziellen Anforderungen bei der Arbeit am Flughafen geschult. Sicherheitsmassnahmen sind besonders wichtig. Die errichteten Schutzwände und Absperrungen zeugen davon. Doch auch die Flugzeug-Crews und Passagiere müssen geschützt werden. «Wir müssen Verschmutzungen der Rollwege und Flugverkehrsflächen unbedingt vermeiden», weiss Tobias Kneuer. Eine Herausforderung bei den grossen Materialbewegungen, die bei der Arbeit des Eberhard-Teams dazugehören. Auch Staubentwicklungen sind gefährlich – sie behindern die Sicht am Flughafen.

Eine weitere Herausforderung für das Eberhard-Team: Flexibel bleiben, schnell umdenken können.

Wir müssen schnell auf Veränderungen reagieren können, um den laufenden Flughafen-Betrieb nicht zu gefährden.

Tobias Kneuer
Bauführer Eberhard Bau AG

Gute Aussichten

Man merkt: Langweilig wird es den Bauarbeitern auf dem Flughafen nicht. «Mir gefällt es, dass es immer wieder neue Herausforderungen gibt», bestätigt Polier Adrian Schellenberg. Vielfältigkeit macht die Tätigkeit in der Baubranche aus, ist er überzeugt. Und die Arbeit geht nicht aus. «In der Schweiz und vielen weiteren Ländern gebe es einen grossen Bedarf an Baufachkräften, da viele Infrastrukturen und Gebäude modernisiert oder neu gebaut werden müssen», sagt Tobias Kneuer. «Das bringt gute Karrieremöglichkeiten mit sich.» Wer sich heute für eine Ausbildung zum Strassenbauer entscheidet und dabei abheben möchte, kann in wenigen Jahren schon Teil der Eberhard-Flughafencrew in Zürich sein.

Über den Autor

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Joel Bigler

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