Wie der Bau die Schweiz zusammenhält

Der Bau ist gerade für Randregionen wichtig, weil er sie einerseits dank Infrastrukturen an den Rest der Schweiz anbindet, andererseits in wirtschaftlich schwächeren Regionen Arbeitsplätze schafft und somit dafür sorgt, dass Menschen dort wohnen und arbeiten können. Somit steht beim 125-Jahres-Jubiläums des SBV fest: Der Bau ist die Klammer der Schweiz. 

 

 

Viertel vor sieben Uhr in Brig. Max steht am Gleis 1 des Bahnhofs. Er nimmt den letzten Schluck aus dem Espresso-Becher und steigt in den Intercity in Richtung Romanshorn ein. 45 Minuten später hält der Zug in Thun. Gebäudetechnik-Ingenieur Max steigt aus und spaziert ins nahe Büro. Die dringendsten Mails hat er zu diesem Zeitpunkt bereits geschrieben und beantwortet.

Obwohl legendär lokalpatriotisch, pendeln täglich tausende von Oberwalliserinnen und Oberwallisern wie Max in die «Ausserschweiz» zur Arbeit. Ob nach Frutigen, Spiez, Thun oder in die Bundesstadt selbst – dank dem Lötschberg-Basistunnel sind zahlreiche Fahrziele im Kanton Bern vom Wallis aus in rund einer Zugstunde erreichbar und liegt der Wirtschaftsmotor Zürich nur eine weitere Stunde entfernt. Seit der Lötschberg-Eröffnung im Jahr 2007 hat sich die Zahl der Walliser vervielfacht, die zur Arbeit in den Kanton Bern pendeln. Die gute Erschliessung bietet dem Südkanton und dessen Bevölkerung die Möglichkeit, seine Eigenständigkeit weiterhin hochzuhalten– und zugleich an Chancen und Entwicklungen teilzuhaben, die sich ennet den Bergketten bieten.

 

 

Tessin oder Engadin 

Was für das Wallis gilt, gilt in ähnlichem Masse für das Tessin und das Engadin in Graubünden. Auch diese Bergkantone- und Täler wurden durch monumentale Bauwerke besser erschlossen, das Tessin mit dem Gotthard-Basistunnel, das Engadin mit dem Vereinatunnel. Mit der Realisierung von pionierhaften Grossprojekten wie diesen hat die Baubranche ermöglicht, dass die Rand- und Bergregionen enger an die Restschweiz angebunden sind und beidseitig wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenziale genutzt werden können, die ohne diese Bauwerke brachlägen.

Es sind gute Infrastrukturen, die dafür sorgen, dass periphere Regionen am Puls der Schweiz bleiben. Ebenso sind es gute Infrastrukturen, die die Grundlage dafür bilden, dass sich wachsende Agglomerationen an zentralen Lagen positiv weiterentwickeln können. Durch leistungsfähige Strassen, attraktive S-Bahnnetze sowie sichere Rad- und Fusswege werden Städte und umliegende Gemeinden zu prosperierenden Lebensräumen verwoben. Der Weinbergtunnel, der unter der gebauten Stadt Zürich hindurch erstellt wurde, die Limmattalbahn, die das westliche Aargau noch enger mit Zürich verknüpft oder auch der geplante Ausbau der Lausanner Métro belegen: Die Baubranche schreckt weder vor alpinen noch vor urbanen Herausforderungen zurück, um das Vorwärts- und das Zusammenkommen in der Schweiz einfacher, effizienter und bequemer zu machen.

 

Wirtschaftliche Bedeutung 

Der Bau erstellt damit nicht nur die Infrastrukturen, dank denen sich die Schweizer Bevölkerung bis in die Rand- und Bergregionen hinein effizient bewegen und austauschen kann. Auch der Bau selbst hält die Schweiz zusammen, weil Baufirmen in der Peripherie gut entlöhnte Arbeitsplätze bieten und so dafür sorgen, dass die dortige Bevölkerung eine Existenzgrundlage hat. Damit hilft der Bau gegen den Bevölkerungsschwund der Randregionen mit und sorgt dafür, dass sie eine Zukunft haben. Das ist eine Leistung, auf die der SBV bei seinem 125-Jahres-Jubiläum stolz sein kann.

 

 

Folgen der Corona-Pandemie 

Ob die anhaltende Corona-Pandemie die Mobilitätsbedürfnisse in der Schweiz nachhaltig verändert, ist offen. In verschiedenen Bereichen zeigt sich jedoch, dass sie Entwicklungen beschleunigt, die sich in den Jahren davor schon anbahnten. So war es für viele Branchen und Unternehmungen eine wegweisende Erfahrung, dass es mit motivierten Mitarbeitenden und moderner Kommunikationstechnik ohne Produktivitätseinbussen möglich ist, von unterschiedlichen Standorten aus zusammenzuarbeiten. Der erbrachte Beweis, dass Arbeit nicht notwendigerweise die stete Anwesenheit an einem fixen Arbeitsplatz voraussetzt, könnte die Gesellschaft und deren Mobilität nachhaltig prägen. Denn plötzlich klingt es gar nicht mehr so exotisch, dass man – wie Max aus dem Wallis – seinemWohnort treu bleiben und dennoch Karriere in einem grösseren Stadtgebiet machen kann. In einer Schweiz, die von den Zentren bis in periphere Bergregionen hinein mit monumentalen Bauwerken erschlossen ist, sind den individuellen Möglichkeiten kaum Grenzen gesetzt.

 

Die Werke der Baubranche bringen Stadt und Land, Arbeitgeber und Arbeitnehmer oder auch Ferienhungrige und Ferienparadiese zusammen. Aber auch der Bau selbst ist eine Integrationsbranche: Wie in kaum einem anderen Wirtschaftsbereich spannen im Schweizer Bauwesen Profis mit verschiedensten fachlichen, schulischen und kulturellen Hintergründen zusammen. Die Branche bietet Menschen mit unterschiedlichen Talenten vielfältige Perspektiven – und stärkt mit einem fein abgestimmten System von Aus- und Weiterbildungen und beispielhaften Aufstiegsmöglichkeiten die soziale Mobilität.

 

 

 

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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